Viertes Kapitel
John erwachte mitten in der Nacht durch das klingeln seines Telefons. Driiiiinnngggg Driiiinnngggg, verschlafen rieb er sich die Augen und schaute auf die Uhr, 02:00 Uhr früh, das konnte doch nur Mrs Pensnider sein, was wollte sie schon wieder. Er griff zum Hörer: “Ja?”
"Dr John Watson?"
"Ja, wer da?"
"Anthea hier, wir brauchen Sie Mycroft ist verletzt, Streifschuss, der Wagen steht schon vor ihrer Tür."
Aufgelegt.
John fluchte sprang aus dem Bett und zog sich an, schnappte seinen Notfallkoffer und beeilte sich vor die Tür zu kommen. Er erspähte sofort das schwarze Auto und in dem Augenblick als er vor die Tür trat ging auch schon die Autotür auf.
Während sie unterwegs waren, zu Gott weiß für einen Ort, kreisten Johns Gedanken nur um Mycroft. Wie war das passiert wie hatte er sich in eine solche Gefahr bringen können und warum zum Teufel hatten die Leibwächter versagt. Er wollte ihn nicht auch noch verlieren, Moment was war das eben für ein Gedanke, fragte er sich? War er mit Mycroft befreundet, er sorgte sich wie damals um Sherlock. Irritiert hielt er inne aber bevor er noch einen klaren Gedanken fassen konnte waren sie auch schon angekommen der Wagen hielt die Tür ging auf und er stieg aus dem Auto.
Es musste Mycrofts Haus sein, er war noch nie dort gewesen, alle anderen offiziellen Plätze kannte er. Anthea wartete an der offenen Haustür wie immer mit dem Mobiltelefon in der Hand und am tippen. Wem schrieb sie wohl, Mycroft konnte es doch unmöglich sein. John folgte ihr ins Haus.
Auf einer Couch im Wohnzimmer, oder sollte er eher von einem Saal sprechen, so groß war dieser Raum, saß Mycroft. Blass, den Arm in einer Ruhestellung haltend sah er ansonsten nicht anders aus als an den Tagen an denen John ihn traf. John setzte sein Ich-bin-Arzt-lassen-Sie-mich-durch-Gesicht auf und sagte: “Ich würde mir diese Wunde gerne anschauen, wenn Du Dich bitte Deiner Kleidung oberhalb der Gürtellinie entledigen würdest. Mycroft sah ihn an und reagierte nicht, “Ich kann nicht nach Deiner Wunde schauen wenn Du nicht die Kleider ausziehst die sie bedecken. ……… Ich kann Dir auch helfen wenn Du es nicht alleine schaffst.” fuhr John ratlos fort. Da richtete sich Mycroft auf: “Raus alle hier bis auf Dr Watson. Aber zackig.” Anteha sah ihn nochmals zweifelnd an dann eine wortlose Frage an John: “Sie schaffen das, oder?” John nickte nur, da ging Anthea auch.
John wandte sich wieder Mycroft zu, “Das wird jetzt wohl weh tun ich hoffe die Wunde ist noch nicht so alt das der Stoff mit dem Blut an ihr festklebt. Wo kann ich Wasser bekommen?” Mycroft wies mit dem Kopf in Richtung einer Tür dahinter befand sich eine kleine Küche, John füllte eine Schüssel mit lauwarmen Wasser, nahm ein paar Geschirrtücher mit und kam zurück. Die ersten Kleidungsstücke waren kein Problem erst als sie zum Hemd kamen wurde es kniffelig. Aber bald war auch das geschafft und Mycroft saß im Unterhemd da. John säuberte die Wunde aber trotz der Schmerzmittel die er Mycroft zuvor verabreicht hatte musste dieser doch die Zähne zusammen beißen um nicht laut zu stöhnen. “Wegen mir müssen Sie sich nicht so zusammenreißen ich hab schon schlimmeres gesehen,” sagte John, während er konzentriert weiterarbeitete. “Warum musste ausgerechnet ich kommen?” Mycroft sah ihn müde an: “Zur Zeit kann ich es mir nicht leisten im Krankenhaus gesehen zu werden, so ist die Menge an Zeugen begrenzt die mich verwundet sehen und dank Dir kann ich dann morgen einen wichtigen Termin wahrnehmen. Das wird mir einen unschätzbaren Vorteil meinen Feinden gegenüber geben die glauben sie hätten mich außer Gefecht gesetzt.”
"Hm", brummte John sah kurz auf und prüfend in Mycrofts Gesicht, "das tut jetzt noch mal weh aber ich denke Du kannst das ab." Mit dieser Ansage ging er jetzt direkt in die Wunde um sie zu säubern, schließlich wollte er sie wieder zusammen nähen. Mycroft stöhnte.
"Siehst Du geht doch gleich viel besser" meinte John und verkniff sich einen leichten Anflug eines Lächelns das dummerweise nicht unentdeckt blieb. "Man könnte meinen es macht Dir Spaß, John." presste Mycroft zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor. "Kannst Du Dir nicht eine andere Zeit aussuchen um Dich an mir zu rächen."
"Warum sollte ich solches tun, hm ich würde doch nie….. das verstößt gegen meinen Eid den ich als Arzt geschworen habe." John machte große Walt-Disney-Augen und versuchte ein so ehrliches Gesicht zu machen wie es ihm nur möglich war. Mycroft sah ihn missmutig an "Sicher, wenn Du Dir nicht mehr Mühe gibst mache ich Dir das Leben in den nächsten Wochen zur Hölle, ich kann mehr tun als nur Deine Kreditkarten sperren."
"Moment, jetzt aber mal langsam mit den Pferden, wer wollte denn nicht ins Krankenhaus, hm. Dort hätten wir gaaaanz andere Möglichkeiten, Vollnarkose zum Beispiel, örtliche Betäubung und nicht einfach nur eine Aspirin. Das wirst Du mir jetzt nicht zum Vorwurf machen wollen."
"Mein lieber John" sagte Mycroft, sich straffend ohne den Arm zu bewegen, mit seiner widerlichsten süßesten Stimme "das habe ich dir auch nicht vorgeworfen. Ich habe Dir vorgeworfen das Du Spaß an der Sache hast. Tu mir einfach den Gefallen und arbeite zügig weiter ich weiß das Du es kannst, Du hast meinen Bruder oft genug zusammengeflickt." und weil Mycroft gerade wirklich schlechte Laune hatte fügt er gehässig hinzu "Ich konnte mich schließlich von der Qualität Deiner Arbeit überzeugen als ich seine Leiche identifiziert habe."
John zuckte zusammen und beschloss seinen unleidlichen Patienten so schnell wie möglich loszuwerden, irgendwie hatte er sich den letzten Kommentar ja auch verdient. Er nahm eine Sterilisierte Nadel aus dem Notfallkoffer nähte die Wunde mit nur drei Stichen und verband sein Kunstwerk vorsichtig. Dann drückte er Mycroft eine Schachtel Schmerzmittel in die Hand und konnte sich allerdings eine letzte Bemerkung nicht verkneifen
Hier hast Du die Schmerzmittel, aber schön den Beipackzettel lesen.”
Mycroft stand langsam auf seine Stimme klang rau und müde: “Ich danke Dir ich weiß was Sherlock so an Dir geschätzt hat. Wenn Du möchtest kannst Du heim ansonsten lasse ich ein Gästezimmer für Dich herrichten.” John schaute auf dir Uhr mittlerweile war es 05:00 Uhr, bedachte wie das Gespräch gelaufen war und entschied nach Hause zu gehen. “Danke Mycroft, für das Angebot aber ich will heim.” sagte er erschöpft.
"Sicher das Auto steht noch vor der Tür, ….. gute Nacht noch" fügte er ironisch hinten an. Beide schauten sich nochmals an dann drehte John sich um und verließ das Haus.